Die Pharmaindustrie steht seit einiger Zeit im Rampenlicht, weil sie nicht in der Lage ist, den Bedürftigsten, insbesondere in Entwicklungs- und am wenigsten entwickelten Ländern, Medikamente zu angemessenen Preisen zur Verfügung zu stellen. Erschwerend kommt hinzu, dass ein komplexes Geflecht staatlicher und handelsrechtlicher Vorschriften den Fortschritt schmerzhaft verlangsamt, wenn täglich Menschenleben verloren gehen, weil sich Patienten lebensrettende Medikamente nicht leisten können.
Um Veränderungen anzustoßen, haben die AIDS Healthcare Foundation (AHF) Kenia und ihre Partner eine Koalition gebildet –die Global Drug Pricing Movement – Protokolle für Verhandlungen mit Pharmaunternehmen und Regierungen zu erstellen, um Medikamente zu fairen Preisen zu erhalten.
„Die hohen Kosten für Medikamente stellen eine der größten Bedrohungen für die allgemeine Gesundheitsversorgung dar“, sagte der stellvertretende Leiter des AHF-Afrika-Büros Wamae Maranga. „Unser Ziel ist es, dass sich andere gleichgesinnte Organisationen zusammenschließen, um herauszufinden, wie Medikamente und zugehörige Hilfsgüter für Menschen erschwinglich gemacht werden können, die sie benötigen.“
Kenia ist ein idealer Ausgangspunkt für die Kampagne, da die HIV-Belastung dort hoch ist und Medikamente entweder nicht verfügbar sind – oft aufgrund von Schutzmaßnahmen für geistiges Eigentum (IP) wie Evergreening – oder einfach zu teuer für arme Familien. Historisch gesehen dauerte es fünf bis zehn Jahre, bis die HIV-Medizin Kenia erreichte.
„Es hat viel zu lange gedauert, bis Generika wie Dolutegravir die hiesigen Einrichtungen erreicht haben, wo sie doch schon seit über drei Jahren für Patienten in den USA und Europa verfügbar sind“, sagte der Exekutivdirektor des National Empowerment Network of PLHIV in Kenya Nelson Otwoma. „Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass alle, die solche Behandlungen benötigen, Zugang dazu haben, was nur möglich ist, wenn die Kosten drastisch gesenkt werden.“
Die Kampagne konzentriert sich zunächst auf die größten Übeltäter der Preistreiberei und geht auch darauf ein, wie der Zugang zu Generika durch Bestimmungen in Handelsabkommen behindert wird, etwa durch die schädlichen TRIPS-Bestimmungen der WTO, die sich auf die Medikamentenpreise weltweit auswirken.
„Die Kosten für Medikamente sind von Land zu Land unterschiedlich und hängen von vielen Faktoren ab“, sagte Dr. Maranga. „Es wird ein großes Unterfangen sein, aber wenn wir anfangen können, die Probleme der Evergreening- und Handelspolitik anzugehen, können wir beginnen, Fortschritte zu machen.“
AHF ist seit 2007 in Kenia tätig und bietet Behandlungsdienstleistungen für 27,928 Patienten an.