Joseph Sonnabend, MD: Die unkluge Empfehlung der WHO für schwule Männer

In Global, News von AHF

Von Joseph Sonnabend, MD

Ursprünglich veröffentlicht am 15. Juli 2014 um 5:25 Uhr on Poz-Blogs

Bild mit freundlicher Genehmigung von Kevin Thomas/Dallas Stimme

PrEP wird mittlerweile von der WHO anscheinend allen sexuell aktiven schwulen Männern empfohlen. Eigentlich ist es nicht ganz so krass – es wird auch weiterhin die Verwendung von Kondomen empfohlen. Dennoch dürften viele darin eine Empfehlung sehen, auf PrEP als Alternative zu Kondomen zu setzen.

Bei der WHO-Empfehlung handelt es sich um einen bevölkerungsbezogenen Vorschlag, eine Empfehlung für die öffentliche Gesundheit und nicht um Empfehlungen für bestimmte Einzelpersonen, und als solche ist sie wirklich verwirrend. Empfehlungen für Einzelpersonen sind unterschiedlich, da sie individuelle Umstände berücksichtigen, beispielsweise das Ausmaß der Gefährdung einer bestimmten Person. Bevölkerungsbezogene Empfehlungen sind im Fall der WHO allgemeine Empfehlungen, die sich an alle Männer richten, die Sex mit Männern haben.

Während wir uns versichern, dass die Empfehlungen evidenzbasiert sind und die übliche Erklärung zur Einstufung der Evidenzstärke liefern, erfahren wir, dass die WHO eine umfassende weltweite bevölkerungsbasierte Empfehlung auf der Grundlage von Evidenz gemacht hat, die nur aus einer einzigen randomisierten Studie stammt! Das war der iPrEx-Studie, die mit Interpretationsschwierigkeiten behaftet war, nicht zuletzt weil nur wenige, wenn überhaupt, die Medikamente wie verordnet einnahmen

Wir wissen einfach nicht genug über PrEP, um eine umfassende bevölkerungsbasierte Empfehlung abzugeben. Wir haben kaum eine Vorstellung davon, wie die Einhaltung in verschiedenen Bevölkerungsgruppen aussehen könnte, und wir wissen wenig über den Grad des Schutzes bei bestimmten sexuellen Handlungen. Unterschiedliche sexuelle Handlungen bergen unterschiedliche Risiken, beispielsweise für den empfänglichen oder inserierenden Partner beim Analsex. Außerdem wird untersucht, wie wirksam PrEP in Situationen ist, in denen hohe und niedrige Viruslasten ausgesetzt sind. Daher ist die Empfehlung der WHO, dass alle sexuell aktiven schwulen Männer über PrEP nachdenken sollten, nicht nur bemerkenswert, weil sie durch so wenige Beweise gestützt wird, sondern auch beleidigend, weil schwule Männer durchweg als so gefährlich angesehen werden, dass sie medikamentös behandelt werden müssen.

Eine ausgewogenere Antwort wäre die Forderung nach mehr Forschung und vor allem nach einer ausführlicheren Beschreibung der einzelnen Situationen gewesen, in denen der Einsatz von PrEP derzeit eine rationale präventive Intervention sein könnte.

 

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